Der Immobilienmarkt spielt verrückt
Was ist nur los auf dem deutschen Immobilienmarkt. Die Preise steigen und steigen und es scheint kein Ende in Sicht. Die niedrigen Zinsen locken und suggerieren dem Interessenten einen noch nie dagewesen günstigen Moment zum Kauf von Immobilien. Aber geht die Rechnung wirklich auf? Die Immobilienportale sind voll mit Immobilien, die recht hochpreisig angeboten werden. Wirkliche Schnäppchen sind wenn überhaupt nur noch in Randgebieten zu finden.
Durch unsere Tätigkeit beobachten wir seit 1998 den Markt sehr genau. Was seit ein paar Jahren passiert ist für uns Wertgutachter nicht mehr nachvollziehbar. Es scheint allseits eine Art Goldgräberstimmung zu herrschen. Jeder will ein Stück vom großen Kuchen abbekommen. Der Käufer hat dabei wohl das große Nachsehen. Er bezahlt zwar recht wenig für das geliehene Geld, muss auf der anderen Seite jedoch viel zu viel für die Immobilie berappen. Hohe Preise dominieren den Markt.
Wo sind die Gründe für dieses Dilemma zu finden?
Auf die Zinspolitik wollen wir an dieser Stelle nicht weiter eingehen. Sicherlich führen die niedrigen Zinsen, dazu dass die Nachfrage nach Immobilien steigt und somit auch ein moderater Preisanstieg als durchaus normal zu bezeichnen wäre. Von moderat kann hier jedoch beileibe nicht gesprochen werden.
Vor ein paar Jahren wurden Immobilien mit ca. 10-20% zu teuer angeboten. Man wollte dem Käufer doch schließlich einen Verhandlungsspielraum bieten auch wenn noch längst nicht jeder Käufer sich in der Lage sah ein Verhandlungsgespräch zu führen. Die Immobilienbranche machte also auch damals schon satte Gewinne. Selbst wenn die Immobilie zum realistischen Wert den Besitzer wechselte, der Immobilienmakler blieb immer der Gewinner. Man möchte meinen, dass es den Herrschaften doch schon so gut genug ginge, oder? Scheinbar reichen die dicken Provisionen so manchem wohl doch nicht mehr. Da kommt einem die Niedrigzinsphase ja wie gerufen.
Da werden die Preise ganz schnell nach oben geschraubt und dem Käufer ins Ohr gepflanzt, dass bei diesen niedrigen Zinsen, wo einem das Geld von der Bank ja fast geschenkt würde, man doch gut und gerne etwas mehr für das schnuckelige Häuschen oder die schicke Eigentumswohnung bezahlen kann. Was erst sehr langsam begann, nahm im Laufe der letzten Jahre immer mehr an Fahrt zu. Eine Entwicklung, die fast nicht mehr zu stoppen scheint. Gierige Verkäufer soweit das Auge reicht.
Bitte beachten Sie:
Wir möchten mit diesem Artikel keineswegs den Berufsstand des Immobilienmaklers im Allgemeinen verteufeln. Wir haben in den letzten 25 Jahren mit sehr vielen netten und vor allem kompetenten Männer und Frauen zu tun gehabt, die ihren Job mit großer Freude, Engagement und sehr gewissenhaft ausübten. Dieser Beitrag dient lediglich der allgemeinen Aufklärung und möchte auf mögliche Gefahren hinweisen.
Immobilienportale – Online Bewertungen
⇒ ohne Sachverstand & ohne Plausibilität
Die Immobilienportale mit Ihren Bewertungstools und Preisvergleichen befeuern die Situation noch mehr und zeichnen auf diesem Wege ein völlig falsches Bild. Wir möchten an dieser Stelle auf einen Artikel des Haufe Verlages verweisen, der diese Entwicklung ein wenig genauer beleuchtet:
Immobilienbewertung: Makler und Onlinebörsen häufig ohne Sachverstand
Der Autor beschreibt dort sehr anschaulich, wie die Immobilienportale und Bewertungstools dafür sorgen, dass die Preise unrealistisch ermittelt und somit auch veröffentlicht werden. Dies sorgt im Umkehrschluss dafür, dass sich Käufer und auch Verkäufer an diesen unrealistischen Werten orientieren und sogar Makler diese Werte dann ungeprüft so übernehmen. Spielt man das Ganze dann noch weiter durch, kommt man an die Stelle wo der Immobilienmakler auf diese Werte dann nochmal einen Verhandlungsspielraum von 10-20 Prozent einkalkuliert. Da sich die Portale jedoch nur auf die Angebotspreise aus Ihrer Datenbank beziehen, lässt sich nun gut nachvollziehen, wie es dazu kam und wohl noch weiter dazu kommt, dass die Immobilienpreise immer weiter anziehen.
Der Käufer hat die Veränderung in der Hand!
Was kann man gegen diesen künstlich entstandenen Preisanstieg unternehmen? Der Käufer sollte, wenn er das Spiel durchschaut hat, seine Kaufabsichten nochmal gut überdenken. Eventuell lohnt es sich auch die Suche nach einer passenden Immobilie auf das näher liegende Umland zu lenken. In den Ballungsgebieten der beliebten Großstädten werden wohl sobald keine günstigen Immobilien mehr angeboten. Vielleicht kann man dann so auch der Abwanderung ländlicher Gebiete entgegenwirken. Wer jedoch unbedingt die Nähe zur beliebten Großstadt sucht, der sollte zumindest bei den hohen Preisen darauf achten, dass der Zustand der zu erwerbenden Immobilie gut ist und ihn nicht weitere Kosten für Instandsetzung oder Modernisierung drohen. Ob eine Immobilienblase und damit auch eine Marktbereinigung droht, da sind sich die Experten uneinig. Fakt bleibt jedoch, dass Betongold in Zeiten wo es sonst kaum noch Zinsen fürs Geld gibt eine sichere und vor allem langfristige Anlageform ist. Planen Sie eh die Immobilie bis ins hohe Alter zu bewohnen, dann kann diese Investition auch in Bezug auf das Alter oder die Rente ein sicherer Hafen sein.
Hohe Preise ⇒ niedrigen Zinsen ⇒ gierige Verkäufer = Immobilienblase
Wer also eine Immobilie erwerben möchte, der sollte es nicht scheuen, hart zu verhandeln, sich die Mühe machen einen Fachmann zur marktgerechten Bewertung hinzuzuziehen und sich einen ganz genauen Überblick über seine finanzielle Situation zu verschaffen. Meiden Sie, wenn es Ihnen möglich ist, Ballungsgebiete und suchen Sie gezielt in Randgebieten, auch wenn dort die Preise auch schon mächtig angezogen sind. Die niedrigen Zinsen alleine, sollte Sie jedoch nicht dazu bewegen eine Immobilie zu kaufen.
Immer mehr Medien warnen vor einer bald platzenden Immobilienblase. Auf Web.de lautet eine Überschrift: Diesen deutschen Städten droht eine Immobilienblase.
Bestellerprinzip auch bei Immobilienverkäufen
Außerdem werden auch seitens der Politik Stimmen laut, die Regeln möchten, dass den Käufern nicht mehr so hohe alleinige Kosten auferlegt werden. Ein Vorschlag geht in die Richtung, dass das Bestellerprinzip auch für Immobilienverkäufe eingeführt werden sollte. Schaut man zu unseren Nachbarn den Niederländern, so ist dieser schon lange Standard. Der Verkäufer beauftragt und zahlt dort den Makler. Eine Lösung, die sicherlich auch für unser Land sehr zu wünschen wäre. Was dann sicherlich auch zur Folge hätte, dass sich bei den vielen Immobilienmaklern auch die Spreu vom Weizen trennt.
Hier noch ein weiterer kritischer Artikel zum Thema: